Literatur & Bücher über Halkidiki
Halkidiki Bücher
Nun also der neue Reiseführer für Halkidiki. Wie angekündigt, habe ich mich nur auf den mittleren Finger Sithonia konzentriert, denn nur hier ist der Erholungswert garantiert. Wer die linke Halbinsel Kassandra besuchen möchte, sollte sich hernach nicht beschweren. In meinem Paradies wird es ihm/ihr dagegen an nichts fehlen.
Kleine Kostprobe gefällig? Sicher:
Was hat mich also bewogen, hier meine Zelte aufzuschlagen? Es war tatsächlich mein Zelt, was ich im Frühjahr 1980 in Portocalli aufschlug, damals war ich noch nahezu allein in dieser schönsten Bucht, die ich in weitem Umkreis kenne. Und wenn ich mich bemühe genau nachzuforschen, dann fällt mir ein zerfurchter Greis ein, der mich, den damals einzigen Fremden im Ort, überraschend mit Obst aus seinem Garten bewarf, seine Art, mir gegenüber zu bekunden, dass er sich freue. Ich als Nordländer musste das zunächst als fremdenfeindlich einstufen. Erst als er mir die unvermeidliche Plastiktüte über den Zaun reichte – nein, mir fällt grad ein, dass es keinerlei Zäune gab zu der Zeit, ebenso wenig wie auf dem Land, wo alle Tiere noch total frei herumliefen – und mich aufforderte, so viel Obst einzusacken, wie ich wollte. Es heißt tatsächlich Plastiksack statt -tüte in Griechisch. Danach musste ich mich neben ihn in seinem Garten auf die obligatorische Bank setzen, einen „elliniko“ (kleinen griechischen Kaffee) trinken und natürlich nahm er mich danach an die Hand, führte mich wie eine Trophäe, die ich ja wohl für ihn auch war, durchs Dorf, um mich allen, denen er in der kurzen Zeit habhaft werden konnte, voller Stolz zu präsentieren. Es erübrigt sich zu erwähnen, dass ich den gesamten Tag in diesem gastfreundlichen Dorf verweilte, verweilen musste, weil ich ja auch noch bei Despina, bei Athanasio, bei Dimitri und wer weiß noch wo einen Kaffee trinken musste. Der Abend nahte und damit das Essen. Ich lernte die Parea kennen und den Tsipouro. Erstere nennt sich so, wenn Freunde zwanglos, das heißt ohne Einladung und ohne ersichtlichen Grund zusammenfinden und das zweite wurde von da an mein Lebenselixier. Wer mich kennt, kann das nur bestätigen: Hatte ich bis dahin das griechische Nationalgetränk Ouzo kennen und lieben gelernt, ab diesem Datum trank ich es nie wieder, so bin ich diesem Tresterschnaps, der aus dem Restwein im späten September gewonnen wird, ähnlich dem Grappa in Italien, verfallen. Tsipouro hat einige Umdrehungen mehr als sein harmloser Kollege Ouzo: zwischen 55 und fast 70 Prozent. Einem Deutschen, und nicht nur ihm, der sich also daran mal versuchen möchte, sei empfohlen, ihn anfangs höchstens mal zu nippen, denn das teutonisch mutige Ex- und Hopp-Gebaren ist hier irgendwie fehl am Platze. Überhaupt genießt der Grieche seine Mahlzeiten gänzlich anders: Er dehnt sie aus, man lässt sich Zeit, es gibt keine festen Zeiten, von Zeit zu Zeit kommen Freunde vorbei und nehmen sowohl am Schmaus als auch an der Unterhaltung teil. Überdies hat man den Eindruck, es gehe gar nicht ums Sattwerden, die Parea steht im Mittelpunkt, man tauscht die neuesten Nachrichten aus, auch der Klatsch kommt nicht zu kurz, es ist also eine kurzweilige und äußerst familiäre Art, seinen Tag zu verbringen. Und da es, wenigstens im Sommer, am Tag einfach zu heiß zum Essen ist, trifft man sich abends, am liebsten nicht vor halb elf.
Anderer Abschnitt:
So erging es mir zumindest, als ich um Mitternacht mein Auto enterte, um mein sechs Kilometer entferntes Domizil in der Bucht zu erreichen. Polizei, dachte ich halbwegs benommen, wird ja wohl nicht gerade jetzt unterwegs sein. Sie wars nicht. In diesem Zusammenhang drängt es mich allerdings, ein Geschichtchen zum Besten zu geben, die einem Freund von mir in Griechenland widerfahren ist, die so unglaublich klingt, dass ich den Wahrheitsgehalt immer wieder aufs Neue beschwören muss. Er kam vor Jahren ebenfalls von einem mehr oder weniger feuchtfröhlichen Treffen mit Freunden. Sein Sohn, der in Deutschland den ehrenwerten Beruf eines Polizisten ausübt, saß mit ihm im Auto, als sie unversehens in eine Kontrolle gerieten. Nun kann ich mir die coole Art meines Freundes selbst in solch relativ gefährlichen...
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